26. Februar 2007

Dirk Reber

Projektleiter Welthungerhilfe

Im Reich des Kim Jong Il

Nordkorea zwischen Hunger + Atombombe

Eine Familiendiktatur hält ein ganzes Land im Würgegriff und praktiziert Steinzeit-Kommunismus brutalster Art! Erst der "Große Führer" Kim Il Sung, dessen gigantische Bronzestatue in der Hauptstadt Pjöngjang im Stadtzentrum steht; nun, nach dessen Tod, sein Sohn "Der große Feldherr" Kim Jong Il - ein altersloser Despot, der angeblich in seinen Palästen wüste Orgien feiert mit Champagner, Lachs und Kaviar; der sich von einem Harem ausgesuchter und gut dotierter Damen, auch aus westlichen Ländern, verwöhnen lässt. Und draußen, vor den Palästen, das hungernde Volk: Menschen ohne Arbeit (weil die Wirtschaft darniederliegt), ohne Perspektive (weil das Land von Jahr zu Jahr mehr verarmt), ohne Nahrung (weil die Ernten und die Einfuhren immer geringer werden) und ohne Wärme in den Wohnungen (weil Strom und Öl fehlen). Aber offenbar ein Volk mit großem, womöglich diktiertem Stolz: weil die Atombombe den Nordkoreanern neues Selbstbewusstsein geschenkt hat. Am 9. Oktober 2006 ist die erste in diesem bettelarmen Land gezündet worden - ein Anachronismus, wenn man bedenkt, wie wenig die Staat für das Überleben seiner Bevölkerung tut, andererseits aber Milliarden in die Atom-Entwicklung geflossen sein müssen.Politisch hat Nordkorea seitdem für den Westen die führende Position auf der "Achse des Bösen" erklommen - unberechenbar und offenbar konfliktbereit. In den USA sehen die Nordkoreaner ihren Erzfeind - weil die Amerikaner, seit dem Korea-Krieg und der Teilung des Landes 1953, auf Seiten des kapitalistischen Südens stehen.Schlimmer noch als in der Hauptstadt ist die Situation der Menschen auf dem Land. Hier hat Dirk Reber (34), mittlerweile Programm-Manager der Welthungerhilfe für Nordkorea, zwei Jahre lang in Nord Pyongan gearbeitet - in Projekten, die Bauern helfen sollen, Gemüse und Süßkartoffeln anzubauen; die durch das Instandsetzen von Bäckereien dafür sorgen, dass es Schulspeisungen gibt mit hochwertigen Keksen; die für die kleingewachsenen Kinder das Nötigste zur Verfügung stellen sollen. Ein Drittel von ihnen ist chronisch unterernährt.Dabei sind die Helfer aus dem Westen ständiger Kontrolle unterworfen; nach Gutdünken der Mächtigen werden sie ins Land gelassen oder heraus komplimentiert - ohne Rücksicht auf die Lage der Menschen oder die Ernteerträge in der Landwirtschaft.Wie die Nordkoreaner unter solchen Umständen zu überleben versuchen, wie die Regierung das Volk ruhig hält, wo die Welthungerhilfe effektiv und in welchen Fällen sie nur unzureichend eingreifen konnte, wie man sich in einem Land ohne jegliche Freiheiten als Helfer auf Zeit mit den Verhältnissen arrangiert und wie die Lage zu verbessern ist, darüber hat Dirk Reber beim "Talk im Bock" gesprochen.