14. Januar 2008

Eberhard Sucker

Journalist; Entwicklungshelfer

Wohnort: Kabul

Afghanistan: Arbeit, Angst und Anarchie

Wer Eberhard Sucker (56) fragt, wo er wohnt, bekommt eine zunächst verblüffend erscheinende Antwort: "In Kabul!" Seit Februar 2006 ist er in einem Land zu Hause, das fast täglich mit Horrormeldungen in den Nachrichten auftaucht: Selbstmordanschläge, Überfälle, Entführungen; drei deutsche Soldaten sind vor einiger Zeit bei einem Anschlag gestorben, zwei Journalisten ebenfalls, als sie in der Nähe einer Verbindungsstrasse zelteten, überfallen und erschossen wurden - Kollegen von Eberhard Sucker: "Am Tag zuvor waren die beiden noch bei mir", berichtet er erschüttert. Sucker ist vor einem Jahr nämlich von der EU nach Afghanistan geschickt worden, um dort ein funktionierendes TV- und Radio-System aufzubauen und einheimische Journalisten auszubilden. Keine leichte Aufgabe in einem Land, das von Angst und Anarchie beherrscht wird und in dem die Regierenden und das Militär nicht einmal in den Großstädten, geschweige denn in den Bergen das Ruder fest in der Hand halten. Die Taliban sind wieder erstarkt; sie wollen alle Ausländer aus dem Land jagen - nicht nur die verhassten Amerikaner, sondern auch die ISAF-Truppen, die zur Friedenssicherung an den Hindukusch geschickt worden sind, unter ihnen auch deutsche Soldaten.Sich als Ausländer zu outen, kann deshalb überaus gefährlich sein. Sucker löst das Problem bisher so, dass er sich möglichst unauffällig und normal verhält - eben fast wie ein Einheimischer -, dass er nur unbewaffnet aus dem Haus geht, ohne Body Guards, ohne schusssichere Weste: "Das würde doch sofort auffallen!" Und das Haus, in dem er lebt, steht nicht in einem für Amerikaner oder Europäer gesicherten Ghetto, sondern mitten in einem durch und durch afghanischen Viertel.Wenn Eberhard Sucker aber Kabul mal verlassen muss, nach Masar-i-Scharif zum Beispiel in den Norden des Landes, um dort Journalisten auszubilden, dann nie mit dem Auto ("Zu gefährlich. Man weiß nie, ob man ankommt!"), sondern immer mit dem Flugzeug.Über das Leben und Überleben in einem Land, das sich im Bürgerkrieg befindet; über die kleinen Freuden des Alltags und die allgegenwärtige Angst vor einem Anschlag; über die Macht der Taliban und die Schwächen der Regierenden - über all das wird Eberhard Sucker im Januar 2008 beim "Talk im Bock" berichten.