14. Juni 2004

Walter Riester

Ex-Minister und Abgeordneter

Ehrlich, uneitel – aber erfolgreich?

Der Mann, der einer Rente seinen Namen gab

Das war eine Karriere - vom Fliesenleger zum Minister! Walter Riester hat viele Höhen erlebt, aber auch so manche Tiefen. Sicherlich mag man als einen Tiefpunkt den Tag ansehen, als Kanzler Schröder nach der Wahl 2002 seinem Arbeits- und Sozialminister mitgeteilt hat: "Das war's für Dich - Wolfgang Clement wird mein Superminister!" - Doch Riester, von Freunden und Gegner gleichermaßen als "ehrlich" und "absolut uneitel" beschrieben, ist kein Mensch, der vergossener Milch hinterher weint. In seinem Buch "Mut zur Wirklichkeit" beschreibt er vielmehr, dass er keineswegs sauer war, sondern sogar Verständnis für Schröders Entscheidung hatte. An Riesters Einsatz im Bereich der Sozialpolitik hat das letztlich nichts geändert. Er sitzt weiterhin im Bundestag, entwickelt Modelle und Vorschläge, mit deren Hilfe die Probleme der Renten- und Arbeitsmarktpolitik angegangen werden sollen. Der Mann, dessen Name für eine spezielle Art der Rente stand und steht ("Riester-Rente"), ist in Kaufbeuren aufgewachsen und hat nach einer Lehre acht Jahre als Fliesenleger gearbeitet. Danach ist er in die Gewerkschaftsarbeit eingestiegen. Bevor er 1998 Minister wurde, hatte er es schon fünf Jahre zuvor zum stellvertretenden Bundesvorsitzenden der IG Metall gebracht. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass das "Bündnis für Arbeit" zustand kam und galt, auch unter den Arbeitgebern, als "fantasievoller Denker". Die Aufgabe, den Sozialstaat zu modernisieren, die ihm Kanzler Schröder zuwies, stellte sich bald als Knochenjob heraus, in dem Riester sich aufrieb. Die Opposition sagt: Riester ist gescheitert; Wohlmeinende attestieren dem Ex-Minister, wichtige Entwicklungen angeschoben zu haben.Wie sein eigenes Fazit aussieht, welche Fehler er möglicherweise gemacht hat, wie man die Wirtschaft in Deutschland und die Sozialsysteme wieder auf Vordermann bringen könnte, welche Auswirkung des Ergebnis der Europawahl - am Tag vor dem Besuch in Leutkirch - auf die Bundespolitik haben wird, dazu hat Walter Riester beim TiB am 14. Juni 2004 ebenso Stellung genommen wie zu seiner Kindheit in Kaufbeuren und seiner Karriere in der Politik.