08. September 2003

Bernd Stange

Trainer der irakischen Fußball-Nationalmannschaft

Bagdad live

Leben und Sterben in einem verwüsteten Land

Irak heute: Ein Land im Chaos. Nichts klappt. Die Stromversorgung nicht, die Wasserversorgung nicht. Der Wiederaufbau auch noch nicht. Arbeitslosigkeit: 90 Prozent. Die Amerikaner sehen sich und ihre Verbündete als Befreier, doch von vielen Irakern werden sie als Besatzer betrachtet. Der Krieg ist zwar vorbei, aber Ruhe eingekehrt ist nicht - im Gegenteil. Überfälle, Mord, Totschlag, Raub sind an der Tagesordnung. Und in all diesem Chaos versucht Bernd Stange (54) seinen Job zu machen. Der deutsche Fußballtrainer, der - damals heftig kritisiert - noch zu Saddams Zeiten beim irakischen Verband anheuerte, soll eine schlagkräftige Nationalmannschaft aufbauen. Training in Bagdad beispielsweise ist wegen der zahlreichen Anschläge zu gefährlich; so zog er seine Spieler jüngst in Kurdistan zusammen, wo die Situation weniger brisant ist. Doch arbeiten nach hiesigen Maßstäben kann Stange, früher mal DDR-Auswahltrainer und auch kurz Sportdirektor beim Bundesligisten Hertha BSC, natürlich nicht. Da traf es sich gut, dass der DFB sich bereit erklärt hat, die Reisekosten für ein Trainingslager der Iraker in Bad Wörishofen zu übernehmen. Hier sollen und können die Spieler die Gräuel des Krieges und auch die momentanen Gefahren in ihrer Heimat wenigstens auf Zeit verdrängen.Das tägliche Leben in Bagdad - derzeit eher ein Kampf ums Überleben -, das tägliche Sterben, die Angst vor Anschlägen, die schwierige Beziehung der Iraker zu den amerikanischen Soldaten, aber auch die grausame Vergangenheit, als Hussein-Sohn Udai den Fußballverband führte und selbst Nationalspieler nach Niederlagen foltern ließ - über all das hat Bernd Stange am 8. September, 20 Uhr, beim "Talk im Bock" berichtet.