07. Dezember 2015

Hans Well

Kabarettist und Musiker, Ex-Biermösl Blosn

Von Haus aus wird gestritten

Aus der Großfamilie auf die Kleinkunstbühne

Hans Well, 1953 geboren, ist als neuntes von 15 Kindern nahe Fürstenfeldbruck aufgewachsen. Schuldlos, wie er betont. In der Großfamilie Well drehte sich Vieles, manchmal zu Vieles, um das gemeinsame Musizieren. Der Vater und Dorfschulmeister förderte die musische Erziehung seiner Kinder schon früh und trat mit ihnen regelmäßig in der näheren Umgebung in Wirtshäusern und bei Veranstaltungen aller Art auf. Das Publikum beklatschte und bewunderte die musizierende Familie – wusste aber nicht, dass es bei den Wells daheim für die musikalisch schwächeren Kinder schon mal einen Löffel weniger vom ohnehin ungeliebten Grießbrei gab.
Hans Well studierte auf Lehramt, dem Lehrerdasein – so soll er es einmal formuliert haben – entrann er aber glücklich. Stattdessen wurde Well mit einem Schlag berühmt und berüchtigt, als er im Alter von 24 Jahren die Bayernhymne umdichtete: „Gott mit Dir, Du Land der BayWa! Deutscher Dünger aus Phosphat. Über deinen weiten Fluren liegt Chemie von fruah bis spat.“ Das war nicht wenigen in Bayern zu viel – und Hans Well galt fortan lange Zeit in manchen Kreisen als Freistaatsfeind Nummer eins. Als „Biermösl Blosn“ zielten er und seine Brüder Stofferl und Michael – als quasi einzige Opposition im Land – seit Mitte der 70er-Jahre mit Wonne auf die Politiker- und Honoratiorenkaste, von der er bis heute glaubt: „Sie geriert sich in Bayern so, dass sie dazu einlädt, sich darüber lustig zu machen.“
Egal ob mit der „Biermösl Blosn“ oder mit seiner neuen Formation „Wellbappn“, in der Hans Well nach dem nicht ganz geräuschlosen Ende der brüderlichen Zusammenarbeit mit seinen drei erwachsenen Kindern Sarah, Tabea und Jonas auftritt: unverwechselbar und mit ungebrochener Lust an der Provokation wurde und wird erstklassig gespielte Volksmusik mit Hans Wells oft kritischen, seltener derben, meist hintersinnigen und eigentlich immer im besten Sinne komischen Texten gepaart. So distanziert er sich bis heute von der „heiligen, sakral vorgetragenen Volksmusik“, die im Elternhaus gepflegt wurde und vertritt gleichzeitig höchst authentisch seine im Grunde wertkonservativen Positionen.
Wie ihn das Leben in einer Großfamilie zwischen sich Schlagen und sich Vertragen geprägt hat, wie man es schafft, auf bairisch singend auch in Japan oder – noch erstaunlicher – im Rheinland bejubelt zu werden und warum er inzwischen auch „einzelne Vernünftige in der CSU“ ausgemacht hat: Hans Well hat dies und noch vieles mehr beim 170. Talk im Bock am 7. Dezember erzählt. Musik: Just Friends; Moderation: Andreas Müller; Eintritt: frei; Einlass: 19 Uhr; Beginn: 19.30


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